Mein Opa, der Söldner

Allgemeine Fragen zur Ahnenforschung und alten Begriffen
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Viper
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Mein Opa, der Söldner

Beitrag von Viper »

Hallo.

Mann, was war ich stolz: Mein Ur-Urgroßvater - ein Söldner!!
Die Lanze geschultert, todesmutig im Dienst des meistbietenden Landesfürsten.
Von Narben gezeichnet und mit großen Geschichten von Belagerungen und Schlachten Mann gegen Mann.

Hm...

Bis ich dann (auch bei anderen Ahnen) auf Sätze wie:
"Wohnhaft auf der Freistiftsölden"
oder
"Tochter der Söldnerseheleute"
gestoßen bin.

Jetzt also hege ich den Verdacht, daß eine Sölde - als gutes Beispiel die erwähnte Freistiftsölde - ein Grund war, der einem Lehnsherren gehörte (also zum Beispiel dem Freistift, was ich als Klosterbesitz einordne) und gegen Entgeld von einem Söldner bearbeitet wurde.

Demnach wären Söldner Bauern, die auf einem Grund, der nicht ihnen gehört, leben dürfen und für ihre Arbeit bezahlt werden
- und mein Großvater wäre nicht mit Lanze, sondern einer Sense bewaffnet ins Feld gezogen...

Stimmt meine Vermutung? Wer weiß etwas über die Begriffe Sölde und Söldner?

Gruß, Philipp
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Torquatus
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Re: Mein Opa, der Söldner

Beitrag von Torquatus »

Hallo Philipp,
Viper hat geschrieben:Mann, was war ich stolz: Mein Ur-Urgroßvater - ein Söldner!!
Die Lanze geschultert, todesmutig im Dienst des meistbietenden Landesfürsten.
Von Narben gezeichnet und mit großen Geschichten von Belagerungen und Schlachten Mann gegen Mann.

Hm...

Bis ich dann .......
naja, wenigstens ehrenvoll :D

Ich hatte mal kurzfristig die Hoffnung, dass es wohl einen in unserer Sippe gab, der evtl. Widerstandskämpfer gegen die Nazis war, weil er 1942 hingerichtet wurde. Doch die Hoffnung war bald zunichte, Nachforschungen ergaben, dass er wurde wegen Plünders eines Geschäftes während eines Fliegerangriffs anderntags erschossen wurde.

Nun aber zu Deinem Thema:
Demnach wären Söldner Bauern, die auf einem Grund, der nicht ihnen gehört, leben dürfen und für ihre Arbeit bezahlt werden
- und mein Großvater wäre nicht mit Lanze, sondern einer Sense bewaffnet ins Feld gezogen...

Stimmt meine Vermutung? Wer weiß etwas über die Begriffe Sölde und Söldner?
Ja, stimmt fast. Eine Sölde ist eine kleine Landwirtschaft mit wenig Grund.

Siehe dazu:
http://www.bauernhofmuseum.bezirk-schwa ... .php?id=74

Zitat: Dieses Haus war eine Sölde, also eine kleine Landwirtschaft mit nur wenig Grund. Sie gehörte die meiste Zeit grundherrschaftlich zum Kloster Steingaden, später zum Hochstift Augsburg.

Gruß, Torquatus
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Viper
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Beitrag von Viper »

Lieben Dank, Torquatus.

Also wie ich dachte: Kleiner Hof unter Grundherrschaft. Wäre noch spannend zu erfahren, ob Sölden immer zu Klöstern gehörten.
Leider hab ich da bei Google nichts gefunden.

Gruß, Philipp

P.S.: Habe gerade das hier gefunden: http://www.voglgsang.de/index.php?optio ... ch=söldner
Zitat: "Söldner, Selder, Seldner: Kossät, Besitzer eines Häuschens ohne Acker und Wiese, der meist Lohnarbeiter ist."
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Torquatus
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Beitrag von Torquatus »

Viper hat geschrieben:P.S.: Habe gerade das hier gefunden: http://www.voglgsang.de/index.php?optio ... ch=söldner
Zitat: "Söldner, Selder, Seldner: Kossät, Besitzer eines Häuschens ohne Acker und Wiese, der meist Lohnarbeiter ist."
und ich fand dazu noch das:
  • Sölde
    mhd. selde, sölde stswf.: „Bauernhaus, Hütte sowie der dazugehörige Grund und Boden (Lexer II, Sp. 862f.).
    Sölden gelten als Wohnhaus eines ärmeren Landmannes, der dazu keinen oder nur wenig Grund und Boden besitzt und der in größeren Bauernwirtschaften sich als Taglöhner verdingt. Ursprünglich waren diese Sölden wohl nur Herbergen, die der Besitzer eines großen Gutes auf seinem Boden erbaute, um seinen verheirateten Arbeitsleuten eine Wohnung zu bieten.
    Im Laufe der Zeit wurde die Sölde volles Eigentum der darin Wohnenden. Es kam zum bloßen Wohnhaus ein Garten und bald auch ein Äckerchen dazu. So wurde aus der leeren Sölde die gute oder Bausölde, deren nach dem ehemaligen Hoffuß 8 auf den ganzen Hof gerechnet wurden, während er der ersteren 16 enthielt. Demnach unterschied man die Bausölde, bei der man etwas anbauen konnte, die einfache Sölde, zu der sich ein Gärtlein zum Wohnhaus gesellte, und schließlich die leere oder schlechte Sölde, die keinen Grund zum Anbauen besaß (Schmeller I, Sp. 268).
Weil auch sonst sehr interessant hierzu auch noch die URL:
http://www.ute.at/hausnamen-hofnamen_ma ... chnis.html

Gruß, Torquatus
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Viper
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Beitrag von Viper »

Super!
Genau wonach ich gesucht hatte.

Danke!
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