Unterschied von Gut und Hof

Allgemeine Fragen zur Ahnenforschung und alten Begriffen
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Gerhardus 1
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Unterschied von Gut und Hof

Beitrag von Gerhardus 1 »

Liebe Mitstreiter,

zurzeit befasse ich mich mit Gütern und Höfen meiner fränkischen Vorfahren.

Mich interessiert nun, was der Unterschied von Gut und Hof ist. Leider finde ich im
Internet nur einzelne Beschreibungen, aber keine Gegenüberstellung von Gut und Hof.

Ich würde mich freuen, wenn mir andere Forscher hier weiterhelfen könnten.
Mit Forschergruß aus HH-Rahlstedt
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Hallo Gerhard,

mir sind die Begriffe noch nicht begegnet in der Familienforschung. Aber auch so schätze ich, dass das schwierig wird. Woher hast du die Vermutung, dass es da eine klare Unterscheidung geben soll?

Es gibt Hofgüter und Gutshöfe - das spricht schonmal für eine enge Verbindung.

Was ein Hof ist, sollte klar sein: ein landwirtschaftlicher Betrieb mit seinen Gebäuden, die oft einen räumlichen Zusammenhang darstellen - rings um eine Hofstätte. Bei euch könnte noch der Begriff Hube eine Rolle spielen: Das sind die Rechte des Dorfgenossen an Hofstätte, Ackerland und Almende (Fläche in der Nutzung der Dorfgemeinschaft) - siehe http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNet ... id=IH06925.

Wenn man von einem Landgut spricht, ist manchmal die Unteilbarkeit des Besitzes mitgemeint. Ich vermute aber, dass das bei einem Hof ebenso gedanklich im Hintergrund steht. Und wenn ein Landgut gemeint ist, dann kann das sowohl ein Bauerngut als auch ein adeliger/herrschaftlicher Besitz sein, der von Angestellten bewirtschaftet wird. Wikipedia sagt, dass im Alpenraum mit einem Bauerngut immer ein lehensfreier Besitz gemeint war, da Bauern Freie waren - aber ob das bei euch in Franken überhaupt eine Rolle spielt, weiß ich nicht.

Wenn du mit einer systematischen Unterscheidung der beiden Begriffe in deinem Forschungsgebiet rechnest, wäre es sinnvoll, mal eine kleine Sammlung von Beispielsätzen zu beiden zu machen. Meine ich.

Ich denke mal nicht, dass du den Begriff Gut/Güter im Sinne von beweglichen Gütern meinst - die Bedeutung gibt es natürlich auch, und da wäre der Unterschied schon klar. http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNet ... 0#XIG07830.

Meine Vermutung wäre, dass die beiden Begriffe sich überschneiden und hauptsächlich von woanders her gedacht sind, aber dasselbe meinen können. Dann wäre der Hof evtl. vom Sichtbaren her (wo ich arbeite und repariere), das Gut vom Immateriellen (vom Besitz und Verfügbaren) her gedacht.

Ich verwende gern alte Lexika, um solche Begriffe aus der Verkehrssprache früherer Zeiten zu klären - aber in diesem Fall habe ich den genialen Hinweis auch nicht gefunden.

Frido
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Gerhardus 1
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Beitrag von Gerhardus 1 »

Hallo Frido,

vielen Dank für Deine Überlegungen und das Nachschlagen im Internet. Was Du schreibst leuchtet mir ein.
Ich war bisher immer der Meinung, dass ein Gut größer ist als ein Hof, und das man das an einer bestimmten Größe des Gutes bzw. Hofes festmachen kann. Trotz einiger Stunden Suche im Internet, habe ich rein gar nichts gefunden was mich befriedigt hätte.
Ich werde mir nun nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen.
Mit Forschergruß aus HH-Rahlstedt
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Über die Größe sagt das Internet durchaus noch etwas: Die Hufe/Hube soll laut Wikipedia früher gelegentlich auch als Flächenmaß genutzt worden sein - allerdings ohne feste Größe. Gemeint war damit die Ackerfläche, die (je nach regionaler Ertragsleistung) einer Bauernfamilie das Auskommen sicherte. Eine andere Definition sagt: "ein landwirthschaftliches Gut, welches mit einem Pfluge bestellt werden kann und demnach der Arbeitskraft einer Familie entspricht" (Georg Landau: Die Territorien in Bezug auf ihre Bildung und ihre Entwicklung. Friedrich und Andreas Perthes, Hamburg/Gotha 1854, S. 4. - zitiert nach Wikipedia) Ich verstehe nicht, inwiefern diese beiden Definitionen zusammenhängen: Erwirtschaftet man mit seiner Arbeitskraft immer genau so viel, wie man zum Leben braucht? War das jahrhundertelang so? Und wird eine Bauernfamilie dann automatisch größer, wenn mit der Erfindung (bzw. Übernahme) des Kummets statt des Jochs die Pflugleistung eines Gespanns Ochsen (bzw. in ersterem Fall dann auch Pferden) größer wurde?

Na ja, Tatsache ist, dass man bereits auf einem Hof sein Auskommen haben musste - sonst wäre man in die Abhängigkeit geschlittert und hätte zusätzlich zur eigenen Landwirtschaft Hand- und Gespanndienste leisten bzw. bei jemand anderem als Tagelöhner, Hirte, Dienstbote etc. arbeiten müssen: Das sind dann je nach Region die Kötter/Kötner, Häusler, Söldner, Köbler, Gärtner, Hintersasse etc. (wenn sie nicht Handwerker werden).

Frido
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bjew
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Beitrag von bjew »

Doch doch, da gibts schon Beschreibungen, bin erst kürzlich wieder einmal drüber gestolpert. War auch ein kleiner Abriss in einer Zeitung.

Kommt natürlich auf die Zeit an, vor oder nach 1820/1840 Gebiet .....

Aus der Sicht vom Mittelalter bis Aufhebung der Grundherrschaft ...... also so 1820/40, als die Bauern die Anwesen übernehmen konnten ...

Hof war ein Landwirtschaftiches Anwesen mit allem Drum und Dran, von dem der Betreiber leben konnte, also ernähren konnte und alle Abgaben ohne Probleme leisten konnte, evtl. auch noch was über blieb. Zu einen Hof gehörten zum Teil auch kleinere Einheiten.
Dazu gehörten auch alle Familienmitglieder und Bediensteten .....

Gut kommt meist im Zusammenhang mit der Herrschaft, also der meist adligen Landes- oder Gebietsfürsten vor , diente zur Versorgung deren Haushalte.
Zu den Gütern gehörten oft mehrere Höfe.

Gibt dann noch andere Begriffe wie Domänen etc

Die kleineren Einheiten, Halb- Viertel- Achtel- ..... Höfe, erforderten eine zusätze Einkommensquelle als Taglöhner, Handwerker, etc. Typisch dürften z.B. Leinweber sein.
Das geht runter bis zum Leerhäusl, wo nicht mehr als die Wohnmöglichkeit mit ein paar Quadratmeter Grund für den Fruchtanbau da ist.

Hinweis: Handwerker, Händler etc, auch in den Städten hatten meist zusätzlich zumindest eine kleine Landwirtschaft
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Gerhardus 1
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Beitrag von Gerhardus 1 »

Moin Bernhard,
Danke, dass Du Dich eingeschaltet hast, um uns beide (Fridolin eingeschlossen) auf die richtige Fährte zu bringen.
Nun wird mir so manches in meiner Forschung verständlicher.
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bjew
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Beitrag von bjew »

Doch immer gerne.

Aber: das war nur ein Anriss, der durch weitere Recherchen vertieft werden muss
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