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Alte Dokumente aufarbeiten

Verfasst: 14.11.2018, 15:56
von Michi
Hallo Freunde,

da ich nun in Rente gehe werde ich endlich Zeit finden ein ganzes Bündel geerbter Familiendokumente aufzuarbeiten.
Teilweise 250 Jahre alt.
Problem: Alle, aber auch wirklich alle Dokumente waren oder sind 2 fach gefaltet, und liegen jetzt als viergeteil vor......
Ursache : die Papiere wurden wärend des Krieges von meiner Großmutter aus dem brennenden Haus gerettet, und brannten bereits dadurch sind alle Ränder bzw Knickstellen angebrannt.
Oma wurde bei der Aktion unter der einstürzenden Decke begraben, hat aber verletzt überlebt.
Nun konnte ich alle Teile zuordnen (jeweils 4 Stück ist ja einfach) und zum größten Teil auch lesen.
Frage wie kann ich sie konservieren bzw zusammenkleben ( ich weiß, kein Tesa!!!)
Klarsichhüllen sind auch nicht die Lösung. ich hätte Sie gerne richtig archiviert.
Wie macht ihr das?
Gruß an alle und frohes forschen
Michi

Verfasst: 14.11.2018, 18:16
von Fridolin
Hallo Michi,

privat habe ich damit keine Erfahrung - meine Dokumente sind fast alle nicht original. Dienstlich hattte ich gelegentlich mal mit Archiv-Zeug zu tun. Da nimmt man z.B. Knochenleim o.ä. zum Kleben: Leimpulver anrühren (nicht ewig haltbar, da ohne Konservierungsmittel, also kleinere Portionen), Papierstreifen aus dünnem, wenig auftragendem und nicht gilbendem Papier schneiden, Papierstreifen via Pinsel mit Leim bestreichen und kleben.

Ich habe gerade mal "Archivbedarf" in eine Suchmaschine eingegeben und einige Anbieter gefunden. Wenn dir die Sache das wert ist ...

Das ist mir dabei z.B. über den Weg gelaufen: https://archivbox.com/b2b_de/zubehoer/f ... n-153.html Das wäre etwas weniger aufwändig und könnte evtl. auch taugen. Auch die würde ich von hinten kleben (erg.: oder eben doppelseitig).

Mehr kann ich nicht beitragen.

Frido

Verfasst: 14.11.2018, 19:00
von Tino

Verfasst: 14.11.2018, 23:22
von christoph
Hallo Michi,
mit dem Laminieren der Unterlagen wäre ich auch vorsichtig. Ich denke da an den Weichmacher in den Folien.
Ist eine verrückte Idee, doch die Stasiuntenrlagenbehörde arbeitet an 16000 Säcken mit zerrissenen Unterlagen. Die arbeiten natürlich mit Scannern und fügen die Stücke am Rechner zusammen. Wie sie dort mit den Originalen verfahren, weiß ich nicht. Vielleicht ist es eine Anfrage wert.
Als zweites fällt mir die „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar ein, die nach einem Feuer 2004 mit Rekonstruktion zu tun hatten. Dort könntest du auch mal nachfragen.
Deshalb würde ich die Originale einscannen und am Rechner zusammenfügen und die Originale erst einmal in einer Dokumentenbox verwahren, bis Du eine Möglichkeit gefunden hast, die Dokumente schadfrei zusammenzufügen
Gruß Christoph

Verfasst: 24.11.2018, 13:55
von christian
Hallo Michi,
gibt es in Deiner Stadt eine größere Bibliothek oder ein Archiv, so kannst Du dort mal nachfragen. Die Restauratoren sind in der Regel sehr hifsbereit. Bei uns in der Landesbibliothek werden solche Arbeiten sogar für wenig Geld für Privatleute erledigt (leider sehr lange Bearbeitungszeit, wird halt zwischen durch erledigt).

Grüße
Christian

Verfasst: 24.11.2018, 17:32
von Jürgen_Nordlicht
Moin Michi,
das ist eine gute Frage ... wie restaurieren, wie achivieren.
Hab ich mir vor einiger Zeit auch stellen müssen, allerdings mußte ich noch keine Schnipsel sortieren und dann archivieren.

Zunächst bin ich einen ähnlichen Weg gegangen wie von Cristian angeregt:
Sprich mit Deinen örtlichen oder nachbarschaftlichen Stadarchivar /-in.
Auch ich hatte da sehr hilfsbereite Gesprächspartner ...

Dann habe ich hier eine junge Frau die sich hauptberuflich als Selbstständige mit der Beratung von Museen und Stadtarchiven beschäftigt,
Sitz ist Hamburg.
Bei ihr war ich mit div. Beispielen und habe da sehr viel dazugelernt.
Da ich nicht weis wo Du lebst evt aber denn für Dich nur per Internet erreichbar:

Gudrun Kühl
Freiberufliche Tätigkeit im Bereich Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Graphik und Malerei auf Papier.
Gudrun Kühl
Übersicht Restauratoren / -innen

Entsprechende säurefrei Kartons zur Lagerung habe ich hier bezogen:
meine Bezugsquelle

Mit Tesa zusammengehaltene Originale habe ich hier auch vorgefunden ... ein echtes Problem, bei mir noch nicht gelöst.

Verfasst: 16.01.2021, 18:57
von Jürgen_Nordlicht
Ich greife das hier noch einmal auf ...
Inzwischen bin auch ich bei der Restaurierung älterer Unterlagen auf "Tesafilmreparaturen" gestoßen und das tut wehr.
Bei fast allen Papieren war der Tesafilm hart geworden und ließ sich relativ gut abziehen ... mit aller Vorsicht denn das Papiermaterial ist ja zT so extrem dünn, daß ich schon beim anfassen Angst darum bekam.

Nun aber muss ja neu repariert werden und dazu stehen mir sowohl
- Carbonband als auch
- Filmoplast P
zur verfügung.
Wie geht ihr mit den braun eingefärbten Tesafilmresten im Dokument um?
Kennt jemand dazu ein schonendes Verfahren?

Verfasst: 16.01.2021, 23:10
von Fridolin
Ich würde sagen, da bist du aber absolut im Bereich des Spezialwissens! Vielleicht hier: http://buchbinden24.de/index.php?thread ... entfernen/

Habe ich noch nie versucht, die getrockneten Klebestoffreste bzw. Braunfärbungen wegzubekommen. Ich hatte allerdings auch noch keine Dokumente, die ich unbedingt vor Verfall bewahren wollte.

Verfasst: 17.01.2021, 11:10
von christian
Hallo Jürgen,

ich denke der beste und sicherste Weg ist sich bei einem in der Nähe befindlichen Archiv schlau zu machen. Bei uns gibt es außerhalb der corona-Zeiten immer Führungen durch das Saatsarchiv mit der Möglichkeit an solch einer Reparatur mit den Augen teilzuhaben.

Einen schönen Sonntag
Christian

Verfasst: 17.01.2021, 15:49
von Jürgen_Nordlicht
Habt Dank,
werde mich mal versuchen im Stadtarchiv Soest schlauer zu machen ... und bei oben genannter Archivarin.
Zu Coronazeiten verbleibt da womöglich in beiden Fällen nur das Telephon.

Zu dem Tipp bei buchbinder24.de kann ich meine Situation (für evtl weitere Suchende) dahin ergänzen,
daß meine Tesastreifen inzwischen allesamt ein Alter erreicht haben, wo der Filmstreifen total durchgehärtet ist und er sich mit etwas Fingerspitzengefühl vom Papier abziehen läßt.
Es verbleibt auch keine klebrige Restspur.
Allerdings idt der Klebebereich stark braun eingefärbt.
Bevor ich hier aber nun mit Filmoplast P die alten Risse neu verklebe war eben mein Gedankengang ob und wie diese alten Spuren beseitigt werden sollten.

Nochmals Danke :up:

Verfasst: 17.01.2021, 16:06
von Fridolin
Auf Papierseite kann ich keine weitere Hilfe geben. Aber digital würde ich immer dazu neigen, solche Dokumente mal im aktuellen Zustand einzuscannen, bevor ihr Zustand sich verschlechtert.

Verfasst: 17.01.2021, 16:11
von Jürgen_Nordlicht
Fridolin, da hast Du Recht,
das habe ich auch gemacht, dennoch möchten die Originale auch bei unseren Nachkommen noch möglichst lange überleben :)